Wien Mitte

Samstag vs Sonntag

„Der Samstag (=Sabbat) ist Ruhetag für alle Christen,
für die die Bibel nicht nur theoretisch die einzige
Richtschnur des Glaubens ist.“

Wir können die Bibel von der ersten bis zur letzten Seite durchlesen, wir werden keinen Text finden, der die Heiligung des Sonntags fordert. Der ursprüngliche Ruhetag der Bibel war schon immer der Samstag oder auch Sabbat genannt. Doch die  Christen übertrugen  das vierte Gebot der Zehn Gebote (2. Mose 20,8-11) von der Sabbatheiligung auf den Sonntag. Laut Kalender ist nun der Sonntag heute also der siebte Tag der Woche, unterstrichen durch den Beschluss der UNO seit dem 1. Januar 1976). In der Bibel wird jedoch der Sonntag eindeutig als der erste Tag der Woche bezeichnet. Jesus stand an diesem Tag von den Toten auf, während er am siebten Tag im Grab Sabbatruhe hielt (Matthäus 28,1 ff.). Trotzdem betrachten die meisten Konfessionen den Sonntag als siebten Tag der Woche und übertragen auf ihn das Sabbatgebot.

Die Sonntagsheiligung begann erst im 2. Jh. n. Chr. Als nach dem Aufstand von Bar Kochba im Jahr 135 n. Chr. die Ausübung der jüdischen Religion von Rom verboten wurde, versuchten die Christen zu zeigen, dass sie keine Juden waren. Die Feier des Gottesdienstes wurde allmählich auf den Sonntagvormittag verschoben. Ruhetag aber blieb der Samstag, an dem auch viele Heiden nicht arbeiteten, weil für sie der „Saturnstag" Unglück brachte. Erst als Kaiser Konstantin am 7.März 321 n. Chr. den Sonntag zum gesetzlichen Feiertag erklärte, wurde er auch von den Christen im römischen Reich als Ruhetag geheiligt. Auf dem Konzil zu Laodicea (343-381 n. Chr.) wurde schließlich befohlen, am Samstag zu arbeiten. Der immer stärker werdende Antisemitismus der Christen führte im römischen Reich bald dazu, dass der Sabbat in Vergessenheit geriet. Man wollte keine „jüdische Sekte" sein.

Nur einzelne Gruppen in Italien und in den Alpenländern folgten noch dem Gebot Gottes. Außerhalb des römischen Reiches gab es dagegen mehrere Kirchen, die weiter den Sabbat als Ruhetag heiligten, z. B. die judenchristlichen Gemeinden im vorderen Orient, die Thomaschristen in Indien (bis heute), die äthiopische Kirche (bis heute), die Nestorianer im Balkangebiet oder die Keltische Kirche (auch Iroschottische Kirche genannt) in Nordengland und Irland. Wiedertäufer in Deutschland und Holland und die Siebten-Tags-Baptisten in England versuchten im Zuge der Reformation den Sabbat wieder einzuführen, hatten aber wenig Erfolg. Ursache dafür war unter anderem eine starke Sonntagstradition und der immer noch herrschende Antisemitismus der Christen.

In seinem Buch „From Sabbath to Sunday" (Gregorian Press, Rom 1977, Imprimatur der katholischen Kirche, mit besonderer Auszeichnung des Papstes) schreibt Prof. Dr. Samuele Bacchiocchi in der Einleitung: „Diese Untersuchung zeigt, dass die Übernahme des Sonntags anstelle des Sabbats nicht in der urchristlichen Gemeinde von Jerusalem durch die Vollmacht apostolischer Autorität geschah, sondern schätzungsweise ein Jahrhundert später in der Kirche von Rom." Prof. Bacchiocchi weist darin nach, dass die Sonntagsfeier aufgrund antijüdischer, politischer und heidnischer Einflüsse (besonders die Sonntagsfeier des Mithraskultes) die Sabbatfeier verdrängte. Deshalb hat der katholische Theologe und Luther-Gegner Dr. Eck Recht, wenn er schreibt:

„Hat doch die Kirch die Feier vom Sabbat umgelegt auf den Sonntag aus ihrer Gewalt, ohne Schrift ... Nun ist weder im Evangelio noch in Paulo noch in der ganzen Bibel, dass der Sabbat aufgehoben sei und der Sonntag eingesetzt, darum ist es geschehen von der Einsetzung der apostolischen Kirche ohne Schrift. Tu es nicht und fall von der Kirche an die bloße Schrift, so musst du den Sabbat halten mit den Juden, der von Anbeginn der Welt ist gehalten worden." (Dr. Eck, Handbüchlein / Euchridion, S. 78-79, Herzog Augusta Bibliothek, Wolfenbüttel)

Historisch und theologisch gesehen, ist der Sabbat oder Samstag der Ruhetag der Christen - wenn die Bibel die einzige Richtschnur ihres Glaubens ist. Tatsächlich steht im ganzen Neuen Testament kein einziges Gebot, das die Feier des Sonntags gebietet oder sie an Stelle der Sabbatheiligung einsetzt. Hier folgen viele protestantische Kirchen der Tradition der katholischen Kirche und versuchen im Nachhinein diese Tradition biblisch zu begründen.

Quelle: Internationales Bibelstudien-Institut